Seit 2006 pflegt die Deutsche Wanderjugend im Wanderverband Bayern eine intensive Partnerschaft zu einer Gruppe von ATOM aus Pacov. Jedes Jahr finden zwei einwöchige Treffen (Sommer- und Winterbegegnung) zwischen den Vereinen statt. Die inhaltlichen Schwerpunkte der deutsch-tschechischen Begegnungen liegen auf outdoorspezifischen und erlebnispädagogischen Angeboten, wie Kanufahren auf der Moldau, Wiesent oder Pegnitz, Klettern in der Fränkischen Schweiz, verschiedene Wanderformen (Wandern mit Lamas, Orientierung mit Karte und Kompass) im Sommer sowie Skifahren (Alpin und Langlauf) und Schneeschuhwandern im Winter. Die Begegnungen werden jeweils thematisch begleitet durch die Auseinandersetzung mit der jeweils anderen Kultur, z. B. anhand sprachanimierter Spiele, dem gemeinsamen Singen deutscher und tschechischer Lieder oder der gemeinsamen Zubereitung von landestypischen Speisen. Während der Sommerbegegnung wurde in vielen Fällen ein Zeltlager errichtet.
Das Projekt wird von jungen Ehrenamtlichen geleitet, lediglich für die formale Organisation der Begegnungen steht die Bildungsreferentin als hauptamtliche Kraft zur Verfügung. Das Leitungsteam besteht aus jungen erfahrenen Jugendleiterinnen und Jugendleitern, die sich zudem speziell im Bereich der deutsch-tschechischen Jugendbegegnungen weitergebildet haben und inzwischen gute Tschechisch-Kenntnisse erworben haben. Zusätzlich zu den Begegnungen mit den Jugendlichen fanden in den letzten Jahren auch deutsch-tschechische Leiter_innen-Treffen statt, in dem die jeweiligen nächsten Treffen vor- und die bereits durchgeführten Begegnungen nachbereitet wurden. Die Treffen dienten aber auch dazu, sich gegenseitig besser kennen zu lernen. Die Größe der Gruppe variiert je nach Begegnung zwischen 20 und 40 Personen, die Jugendlichen sind zwischen 12 und 18 Jahre alt. Die tschechischen Jugendlichen kommen alle aus Pacov und Umgebung, während in Deutschland alle Jugendlichen in den Mitgliedsvereinen der Wanderjugend in Bayern eingeladen werden. Sie kommen verstreut aus den unterschiedlichen Regionen Bayerns und finden sich dort zu einer Gruppe zusammen. Mittlerweile reist die deutsche Gruppe bereits einen Tag eher an, um sich gegenseitig kennen zu lernen.
Durch die langjährige Zusammenarbeit auf der Ebene der Leiter_innen wurden vielfältige Lernprozesse angestoßen. Darüber hinaus haben sich zwischen den deutschen und tschechischen Leiter_innen Freundschaften entwickelt. Die Zusammenarbeit zwischen den deutschen und tschechischen Leiter_innen war nicht immer einfach. So war z.B. das Verständnis, wie Veranstaltungen vor- und nachbereitet werden, in den Teams deutlich unterschiedlich. Auch gab es Diskrepanzen in den jeweiligen Leitungsstilen. Diese Unterschiede in den Leitungsteams führten jedoch nicht dazu, dass die Begegnungen aufgegeben wurden, sondern wurden als Herausforderung erkannt und angenommen. Letztendlich lernten die beteiligten Teams mit den Unterschieden umzugehen, den anderen in seiner Art zu akzeptieren und die Unterschiede nicht als unüberwindbare Mauer zu begreifen. Alle hatten das gemeinsame Ziel vor Augen für die deutschen und tschechischen Jugendlichen interessante und wertvolle Begegnungen zu ermöglichen. Neben den positiven Entwicklungen auf der Leitungsebene sprechen auch die besonderen Erfahrungen im Teilnehmerkreis für eine Auszeichnung.
Obwohl die Veranstaltungen jedes Jahr offen ausgeschrieben werden, hat sich im Laufe der Jahre ein fester Kern aus deutschen und tschechischen Teilnehmer_innen gebildet, die in einem intensiven Austausch und Kontakt zueinander stehen – auch über die Begegnungen hinaus. Die Verständigung erfolgt auf Deutsch, mittels Wörterbuch (do kapsy) auf Tschechisch, auf Englisch oder mit Händen und Füßen. Neu hinzugekommene Teilnehmer_innen finden schnell Anschluss und sind von der besonderen Atmosphäre der deutsch-tschechischen Freizeiten begeistert. Insgesamt hat das langjährige Projekt zu einem besseren Verständnis der jeweilig anderen Kultur beigetragen. Die Leiter_innen haben gelernt, die Unterschiede bewusst zu erkennen und zu akzeptieren. Dies führte zu einer Reflexion über das jeweilige Leitungsverständnis und die Art, wie Veranstaltungen organisiert werden. Mit gegenseitiger Toleranz und Akzeptanz konnten die Diskrepanzen überwunden werden. Die Jugendlichen pflegen einen offenen Umgang miteinander, genießen die Gemeinschaft, egal ob am Lagerfeuer, beim Küchendienst, beim Wandern oder Schneeschuhwandern. Der jeweilig fremde Nachbar ist im Laufe der Jahre vertraut und zu einem Freund geworden.